Digitalisierung – was ist das? – Teil 2
Mit „Digitalisierung war ganz plötzlich!?“ habe ich den ersten Teil meiner Blog-Serie überschrieben. Jetzt geht es weiter mit der Frage …
Wie haben wir den bisherigen digitalen Wandel bewältigt?
Unter Digitalisierung oder auch digitaler Transformation verstehen wir den Wandel von bisherigen analog geprägten Denk- und Arbeitsweisen hin zu neuen Denk- und Arbeitsweisen auf Basis und unter Nutzung digitaler Techniken.
Wie fast jede Veränderung war auch der digitale Wandel in den vergangenen Jahrzehnten von enormen Befürchtungen begleitet. Namentlich auf die großen Gefahren für die Arbeitsplätze, für die Unternehmen und für unsere Gesellschaft wurde immer wieder hingewiesen.
Arbeitsplätze
Soweit es die Arbeitsplätze betrifft: Zwar hat die bisherige Digitalisierung viele Arbeitsplätze vernichtet oder gravierend verändert, aber sie hat auch viele neue geschaffen. Insgesamt dürften keine Arbeitsplätze verloren gegangen sein.
Auf das Thema „Digitalisierung und Arbeit“ werde ich in einem späteren Teil dieser Blog-Reihe nochmal detaillierter eingehen.
Unternehmen
Bei den Unternehmen läuft es gut, wenn man den Medien glaubt. Die Wirtschaft brummt. In technischen Bereichen (Industrie, Logistik usw.) liegen wir, auch was den digitalen Wandel betrifft, ganz gut im Rennen.
Nicht zu übersehen sind aber Probleme im Bereich Mitarbeiter und Führungskräfte. Deutschlandweit herrscht gravierender Fach- und Führungskräftemangel; es fehlt an ausreichend Hochschulabsolventen in technischen Disziplinen; das Handwerk sucht verzweifelt Auszubildende und Mitarbeiter.
In Teil 1 dieser Blog-Reihe habe ich u. a. darauf hingewiesen, wie drastisch sich die Altersstruktur der deutschen Bevölkerung verändert. Die Wirtschaft leidet außerdem massiv darunter, dass wir uns im Bildungswesen bezüglich Digitalisierung nur wenig bewegt haben.
Problematisch ist auch die Situation in der Büroarbeitswelt mit erheblichen Fehlentwicklungen in den letzten Jahrzehnten, die aber weitgehend ignoriert oder verdrängt wurden. Mehr als die Hälfte aller Beschäftigten arbeitet in Deutschland im Büro bzw. auf einem Büroarbeitsplatz. Während bei den weitgehend strukturierbaren Prozessen in Fertigung und Logistik stets sehr sorgfältig auf Effizienz und Qualität geachtet wurde, gibt es im Büro einen hohen Anteil kaum strukturierbarer Prozesse (z. B. Kommunikation, Arbeitsorganisation). In diesem Umfeld hat die Digitalisierung fast unkontrolliert Einzug gehalten. Aber die Höhe des IT-Budgets oder der Einsatz marktführender Office-Software sind keineswegs ein Garant für effiziente und gute Büroarbeit oder für Motivation und psychisches Wohlbefinden der Beschäftigten. Stichwort: „Büro 4.0“.
Gesellschaft
Bzgl. der Auswirkungen der Digitalisierung auf unsere Gesellschaft konzentriere ich für diesen Beitrag auf zwei Bereiche:
Im privaten Umfeld hat sich die Digitalisierung ähnlich unkontrolliert ausgebreitet wie in den Büros. Sie hat unser Verhalten und unsere Lebensart stark verändert. Online Shopping, Online Banking, Social Media, Gaming und WhatsApp sind nur erste Stichworte. Die digitale Veränderung wird besonders deutlich sichtbar am Umgang mit dem Smartphone. Fahren Sie nur mal mit öffentlichen Verkehrsmitteln oder laufen Sie durch eine Fußgängerzone. Ohne Smartphone geht fast nichts mehr.
Vor allem bei Jugendlichen ist die Abhängigkeit von digitalen Geräten ein ernstes Thema. „Digitale Demenz“, so der Titel eines vor einigen Jahren erschienen Buches von Manfred Spitzer, Psychiater und Hochschullehrer, spricht eine deutliche Sprache. Die eindringliche Aussage „Lesen bildet – Daddeln nicht“ bringt uns wieder zum Bildungswesen.
Politik und Öffentliche Verwaltung vermitteln ein ganz anderes Bild. Hier scheint ein großer Teil der bisherigen digitalen Entwicklung keine besonderen Spuren hinterlassen zu haben. Ähnlich wie beim Bildungswesen sind wir hier noch gut im letzten Jahrhundert unterwegs. Dabei ist Digitalisierung heute ein Standardthema in politischen Reden. Aber wenn Politiker dann die entsprechenden Textpassagen ablesen, habe ich meistens den Eindruck, sie verstehen nicht recht, worüber sie eigentlich gerade reden.
Von den vielen Computern in Amtsstuben sollten wir uns nicht täuschen lassen. Das kleine Estland, aus dem übrigens die Entwickler der – heute Microsoft gehörenden – Kommunikationssoftware Skype stammen, hat schon vor etlichen Jahren vorgemacht, wie digitale öffentliche Verwaltung funktionieren kann.
Die Digitalisierung, unsere NEUE Wirtschaft, benötigt dringend gesetzliche Rahmenbedingungen.
Aber wie wird das vermutlich laufen?
Bis sich diese Erkenntnis stärker verbreitet und zu einer klaren politischen Forderung wird, vergehen sicher Monate bis Jahre. Darauf folgen üblicherweise mehrere Jahre Diskussion auf nationaler und europäischer/internationaler Ebene, bis vielleicht ein Gesetzgebungsverfahren in Gang kommt. Bis dann ein Kompromiss zwischen allen relevanten Interessengruppen gefunden wird und das Gesetz wirksam wird, vergehen nochmal zwei oder drei Jahre. Inzwischen hat sich die digitale Welt so rasant weiterentwickelt, dass das verabschiedete Gesetz kaum noch nötig ist und vielleicht sogar die digitale Transformation behindert.
Ist diese Beschreibung zynisch oder zutreffend?
Im dritten Teil dieser Blog-Reihe erläutere ich den Netzwerkeffekt Internet und beschäftige mich mit der Aussage „Informationen sind der Rohstoff der Zukunft!“
Ludger Grevenkamp
14. März 2018
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