Strategie und Führungskultur müssen zueinander passen
Schon an verschiedenen Stellen habe ich darauf hingewiesen: Unternehmensstrategie und Führungskultur müssen zueinander passen.
Vermutlich war es Peter Drucker, der dies besonders provokant formuliert hat: „Culture eats strategy for breakfast.“
Oder anders ausgedrückt: Die beste Unternehmensstrategie ist wertlos, wenn sie nicht auf einer dazu passenden Führungskultur aufbauen kann.
Ein Unternehmen mit hierarchisch-direktivem Führungsstil wird kaum auf Dauer in einem hoch-innovativen und sich schnell wandelnden High-Tech-Markt erfolgreich sein.
Die Strategie dieses Unternehmens mag zwar durchaus den Gegebenheiten dieses Marktes, in dem es ständig um technologische Weiterentwicklungen und deren Anwendungen geht, gerecht werden. Der hierarchisch-direktive Führungsstil wirkt aber angesichts eines sich schnell wandelnden und komplexen Marktumfelds wie eine angezogene Handbremse.
Der hierarchische Führungsstil hat sich in einem Umfeld entwickelt und bewährt, in dem schnelle kompetente Entscheidungen erforderlich waren und die Verfügbarkeit hierzu fähiger Personen begrenzt war. Das ist mit den heutigen in der Regel sehr gut ausgebildeten Beschäftigten deutlich anders. Deren Potenzial und damit verbundene Chancen werden bei einem solchen Führungsstil nur bedingt genutzt. Motivation, Eigeninitiative und Engagement werden zumindest „gedeckelt“. Alles in allem sind das keine guten Voraussetzungen, um die Möglichkeiten des oben beschriebenen Marktes optimal zu nutzen.
Es erleichtert das Verständnis, wenn wir den Markt als Bindeglied zwischen Strategie und Führungskultur verstehen. Allgemein können wir ja davon ausgehen, dass sich Unternehmen mit ihrer Strategie möglichst optimal an ihrem jeweiligen Marktumfeld orientieren. Hierbei sei unterstellt, dass keine besonderen Bedingungen vorliegen, wie zum Beispiel große wirtschaftliche Schwierigkeiten eines Unternehmens.
Damit lässt sich die obige Feststellung umwandeln in: „Marktumfeld und Führungskultur müssen zueinander passen.“ Oder: Jedes Marktumfeld „favorisiert/belohnt“ die passende Führungskultur.
Das folgende Schaubild verdeutlicht diesen Zusammenhang:
Je schneller der Wandel des Marktumfelds und je höher dessen Komplexität, umso mehr spricht für Führung 4.0 oder für eine agile Organisation.
Diese Einordnung kann natürlich nur eine grobe Orientierung sein. Es entscheidet sich immer beim einzelnen Unternehmen, ob Unternehmensstrategie, Marktumfeld und Führungskultur zueinander passen.
In Deutschland gilt heute für die meisten Branchen und deren Unternehmen, insbesondere dann, wenn sie international oder sogar weltweit tätig sind: Das Marktumfeld ändert sich schnell und dessen Komplexität ist hoch. Für die meisten Unternehmen bedeutet das: Führung 4.0 ist heute die am besten geeignete Führungskultur.
Damit ist ein Wandel von der heute noch vorherrschenden klassischen Führung mit hierarchisch-direktivem Führungsstil hin zu Führung 4.0 mehr als dringend zu empfehlen. Dies wünschen sich auch, wie bereits erwähnt, die Beschäftigten mit einer überwältigenden Mehrheit von 94 %.
Dass dies nicht einfach ist, und schon gar nicht auf Knopfdruck passiert, wird wohl jedem klar sein. Sowohl die Führungskräfte als auch die Mitarbeiter müssen einen entsprechenden Weg zurücklegen. Seminare, Workshops und ähnliche Maßnahmen können dabei helfen, aber Illusionen sollte sich keiner machen. Und auch nicht von Anbietern entsprechender Schulungen machen lassen! Hier braucht es mehr. Vor allem von den Führungskräften wird nämlich etwas besonders Schwieriges verlangt: Sich selbst zu ändern.
In weiteren Beiträgen werde ich sicherlich noch darauf zurückkommen, wie diese Herausforderungen leichter zu meistern sind.
In einigen Branchen, vor allem wenn deren Unternehmen nicht sehr stark im Ausland engagiert sind, ist das Marktumfeld wenig komplex. Dort wird, wie das obige Schaubild zeigt, eine klassische Führungskultur weiterhin erfolgreich sein (können). Wichtig ist allerdings auch hier, dass die Führungskräfte den Beschäftigten zuhören und auf deren Erwartungen Rücksicht nehmen.
Ist das Marktumfeld einer Branche extrem komplex und wandelt sich sehr schnell, z. B. weil sich deren Unternehmen mit neuesten Technologien befassen (Musik- und Video-Streaming, KI, Blockchain, usw.) dürfte agile Führung das am besten passende Führungsmodell sein.
Dies verwechseln Sie bitte nicht mit dem Wunsch vieler Unternehmen, agiler zu werden. Das wird das Thema meines nächsten Beitrags sein.
Ludger Grevenkamp
13. Februar 2019
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