Was ist Digitalisierung? – Teil 8
Digitalisierung macht vor der Arbeitswelt nicht halt. Auch bezüglich der Arbeit gilt der Ausspruch von Carly Fiorina „Alles, was digitalisiert werden kann, wird digitalisiert“.
Clickworking
Vieles, was nicht im eigenen Unternehmen gemacht werden muss oder kann, lässt sich inzwischen outsourcen und durch Clickworking, der digitalen und globalen Version selbständiger Heimarbeit, erledigen.
Clickworker, auch Crowdworker oder Microjobber genannt, sind Selbständige, die in der Regel über ein Crowdsourcing-Portal ihre Fähigkeiten anbieten und entsprechende Arbeitsaufträge erledigen. Derzeit häufig nebenberuflich. In wirtschaftlich weniger entwickelten Ländern, wie Philippinen oder Indien, ist Clickworking aber nicht selten die einzige Einnahmequelle der Betreffenden, wenn nicht gar ganzer Familien.
Das Spektrum möglicher Arbeitsaufträge ist groß: Produktion von Texten, Übersetzungen, Webseiten-Management, Programmierung und andere IT-Aufgaben, Design und Gestaltung (z. B.: DesignCrowd.com), Präsentationen, Technische Dokumentationen, Customer Support und Hotline, Video-Animation, Marktforschung und Umfragen, kurzum fast alle Arten digitalisierbarer Dienstleistungen.
Die Crowdsourcing-Unternehmen sorgen für Aufträge, kümmern sich um Qualität und das Finanzielle. Aber sie kontrollieren auch die Arbeitsbedingungen und entscheiden, wer für sie arbeiten darf. In Verbindung mit dem Plattform-Konzept (siehe Teil 4 dieser Blog-Reihe) ist dies vermutlich keine angenehme Vorstellung.
Auch das „Transportunternehmen“ Uber (und nicht „Fahrdienst“, wie der Europäische Gerichtshof entschieden hat) gehört für mich zu dieser neuen Arbeitswelt. So wie auch Lyft, eine Online-Mitfahrzentrale, die sich vor allem an Privatleute wendet.
Die Kritik an dieser Entwicklung ist verständlicherweise groß. Für „digitale Tagelöhner“ gibt es kaum Regeln. Arbeitsschutz, Absicherung gegen Krankheit oder Arbeitslosigkeit, Mindestlohn – Fehlanzeige. Auch das Bundesministerium für Arbeit und Soziales (BMAS) sorgt sich um die digitalen Arbeitsmärkte, hat aber bis dato keine brauchbaren Konzepte, wie mit einem möglicherweise unterbezahlten Clickworker in Vietnam oder Kolumbien umgegangen werden sollte. Aber für die Unternehmen, und durchaus auch für Privatleute, kann Clickworking eine preislich sehr interessante Alternative darstellen.
Natürlich benötigt ein Unternehmen auch weiterhin einen Stamm von festangestellten Mitarbeitern, die loyal zum Unternehmen stehen und die sich auch zumindest zeitweise direkt austauschen. Manche Aufgaben können sinnvoll nur vor Ort erledigt werden. Aber die Digitalisierung schafft neue und preiswerte Outsourcing-Möglichkeiten, die den festen Mitarbeiterstamm verringern werden.
Freie Mitarbeit
Freie Mitarbeiter, auch als Freelancer oder Honorarkräfte bezeichnet, sind in diesem Zusammenhang ebenfalls näher zu betrachten. Vor allem in der Informationstechnik (IT) hat die freie Mitarbeit bei uns in den vergangenen Jahren extrem zugenommen. Zum einen besteht in Deutschland ein besonders großer Mangel an IT-Fachkräften, zum anderen sind viele IT-Projekte aufgrund ihrer zeitlichen Begrenzung und der spezifisch benötigten technischen Kompetenz geradezu prädestiniert für den Einsatz freier Mitarbeiter.
Auch außerhalb des IT-Umfelds sind viele, vor allem jüngere Arbeitnehmer für projektbasierte Arbeitsverhältnisse aufgeschlossen und betrachten sie als interessante Alternative. Viele deutsche Fachkräfte bieten inzwischen ihre Kompetenzen und ihre Mitarbeit zusätzlich international und/oder über Crowdsourcing-Portale an.
Die Trennlinie zwischen Freelancing und Clickworking ist dementsprechend fließend. Noch geben nicht selten die bestehenden Geschäftsbeziehungen, gute deutsche Sprachkenntnisse oder die geographische Nähe den Ausschlag, einen freien Mitarbeiter aus Deutschland zu engagieren. Das Internet verschärft aber bei zahlreichen Tätigkeiten den globalen Wettbewerb. So mancher Freelancer dürfte auch heute schon, ohne dass er es vielleicht weiß, einen Auftrag an einen internationalen Clickworker verloren haben.
Rückgang unbefristeter Arbeitsverhältnisse und der Arbeitskräfte allgemein
Der Anteil unbefristeter Arbeitsverhältnisse wird weiter abnehmen und damit auch die Häufigkeit „geradliniger beruflicher Lebensläufe“. Entsprechende Auswirkungen auf die sozialen Sicherungssysteme in Deutschland werden nicht ausbleiben.
Das gilt auch für die Veränderungen, die sich aus der demografischen Entwicklung in Deutschland ergeben.
Die Anzahl der heute über 40 Millionen Erwerbspersonen wird sich laut IAB (Institut für Arbeitsmarkt- und Berufsforschung) in Nürnberg bis zum Jahr 2050 um über ein Drittel verringern auf dann 27 Millionen. Aber darauf werde ich im Rahmen dieser Blog-Reihe nochmal zurückkommen.
Wie geht es weiter?
Im nächsten Beitrag zu „Was ist Digitalisierung?“ beschäftige ich mich mit den „digitalen Spuren“ in der Arbeitswelt …
Ludger Grevenkamp
12. Juni 2018
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